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![]() AptierungenDieses Kapitel ist sicher eines der interessantesten im Bereich der Stempelforschung. Aptierungen wurden schon zu Zeiten der Vorphilatelie vorgenommen, und selbst in der Neuzeit stolpert man über aptierte Poststempel. Was ist nun eine Aptierung? Der Begriff „Aptierung" kommt nur im Bereich der Philatelie vor und beschreibt (laut Duden) "das Ändern bzw. Anpassen von Stempeln, damit diese weiterverwendet werden können".Einer Aptierung lag immer eine amtliche Verfügung der Post zugrunde, mit dem Ziel, neue Merkmale in den Poststempeln einzuführen (z.B. das Entfernen der Ziersterne, oder das Einfügen einer Postleitzahl). Um nicht komplett neue Stempel beschaffen zu müssen, wurden einfach die vorhandenen Stempel entsprechend der Verfügung geändert. Diese (mechanische) Änderung nennt man Aptierung. Die folgenden Aptierungen wurden an Esslinger Poststempeln vorgenommen:
Entfernen der Gitterstriche aus den GitterstempelnDie Gitterstempel hatten zur Verstärkung der Stempelplatte mehrere kleine Streben im Bereich der Datumbrücke, die im Stempelbild die Gitterstriche erzeugten. Die Gitterstriche in den Poststempeln waren sehr dünn und daher recht empfindlich und waren oft ausgebrochen oder verschmutzt. Erst durch die Verwendung härteren Materials konnte man auf die Gitterstriche in den Poststempeln verzichten. Die beiden Bögen oberhalb und unterhalb der Datumbrücke in den Stempeln blieben leer.In Esslingen wurden bei dem abgebildeten Gitterstempel die Gitterstreben entfernt, im unteren Bogen blieb der Buchstabe „a“ erhalten.
Ändern der Stundenangabe von 12 auf 24Bei den frühen Typenradstempeln wurde die Uhrzeit im 12-Stunden-Rhythmus eingestellt (sog. 12-Stunden-Stempel). Zur Unterscheidung von Vormittag und Nachmittag wurde der Uhrzeit entweder ein "V" oder ein "N" nachgestellt. Die Uhrzeitangabe 6-7V ist also die Zeit von 6-7 Uhr am Morgen (Vormittag), und 6-7N die Zeit von 18-19 Uhr am Abend (Nachmittag).
Mit der Umstellung der Uhrzeit auf 24-Stunden-Rhythmus konnte auf die Kennzeichnung von Vormittag bzw. Nachmittag verzichtet werden, das nachgestellte "V" bzw. "N" wurde nicht mehr benötigt. Für die 24-Stunden-Uhrzeit mußten lediglich die Typenräder mit 12-Stunden-Angabe durch Typenräder mit 24-Stunden-Angabe ersetzt werden. Diese Änderung wurde nicht bei allen zum damaligen Zeitpunkt verwendeten Stempeln durchgeführt. Es wurden nur Stempel aptiert, die kurz vorher neu beschafft wurden, also noch als 12-Stunden-Stempel ausgeführt waren. Diese Stempel sind aufgrund ihrer kurzen Verwendungszeit als 12-Stunden-Stempel entsprechend selten.
Entfernen der ZiersterneZum 1.9.1938 wurde verfügt, daß aus allen Poststempeln die Ziersterne zu entfernen waren. Dies betraf praktisch jeden Esslinger Poststempel aus dieser Zeit, da alle Stempel Ziersterne hatten. Aus den meisten Stempeln wurden die Ziersterne sehr sauber entfernt (die folgenden Abbildungen zeigen nur einen kleinen Teil der Stempel, die aptiert wurden). Bei einigen Stempeln wurde der Stern aber nur notdürftig bearbeitet, so daß im Stempelabschlag an der Stelle des Ziersterns ein schwarzer Fleck sichtbar blieb.
Es gibt eine ganze Anzahl Stempel, bei denen die Ziersterne trotz Verfügung nicht entfernt wurden. Diese Stempel wurden entweder im Innendienst verwendet, so daß eine Aptierung nicht unbedingt notwendig erschien, oder stammen von kleinen Postämtern, die nur einen Poststempel aufgelegt hatten. Ein Entfernen der Ziersterne hätte zur Folge gehabt, daß diese Poststellen während der mechanischen Bearbeitung keinen Poststempel zur Verfügung gehabt hätten. Dies kann als ein Grund angesehen werden, warum auf die Aptierung verzichtet wurde. Ein weiterer Grund könnte natürlich sein, daß die Verfügung nicht an die kleinen Poststellen im Bereich Esslingen weitergegeben wurde. Interessant ist die Zeit der Wiederaufnahme des Postverkehrs nach dem 2. Weltkrieg. Im Jahr 1945, als Esslingen von den Amerikanern besetzt war und die Poststellen nach und nach wieder geöffnet hatten, wurden jetzt aus all denjenigen Stempeln die Ziersterne entfernt, die 1938 trotz Verfügung nicht aptiert wurden.
Gebührenangabe von RPf nach Pf (1948)Ob dieser Aptierung tatsächlich eine amtliche Verfügung zugrunde lag konnte bisher nicht geklärt werden. Das Ändern der Gebührenangabe paßt aber zu den Aptierungen der Datumzeile.Grund für das Anpassen der Gebührenangabe war die Währungsreform im Jahre 1948. Bis zu diesem Zeitpunkt lautete die Gebührenangabe in dem runden Gebührenstempel auf RPf als Abkürzung für Reichspfennig. Nach der Währungsreform wurde das R entfernt, die Gebührenangabe lautete dann Pf für die neue Währung Pfennig. Diese Änderung betrifft nur diesen einen Stempel.
Einfügen der Postleitzahl (14) (1948/49)Nach der Einführung des Postleitzahlensystems konnte die Deutsche Reichspost - kriegsbedingt - keine neuen Poststempel mit Postleitzahl zur Verfügung stellen. Durch die Besetzung Deutschlands wurde die Ausgabe neuer Postleitzahlenstempel ebenfalls verzögert. Deshalb wurde in vorhandene Stempelgeräte einfach die Postleitzahl einmontiert.
Entfernen der alten PLZ (14a) (1962)Nach einer großangelegten Kampagne im Herbst 1961 zur Einführung der neuen vierstelligen Postleitzahlen, sollten alle im Bereich der Deutschen Bundespost verwendeten Stempel, durch die neuen Postleitzahlenstempel ersetzt werden. Das Herstellen der neuen Stempel dauerte viele Monate, so daß die Poststempel mit alter Postleitzahl (bei uns: 14a) weiterverwendet werden mußten, bis die neuen Stempel endlich geliefert werden konnten. Um die Akzeptanz der neuen Postleitzahlen in der Bevölkerung zu erhöhen, verfügte die Deutsche Bundespost im Sommer 1962, daß aus allen weiterverwendeten Stempeln die alte Postleitzahl zu entfernen sei. Diese Aptierungen sind sehr einfach zu erkennen, die Stempelbeschriftung ist unsymmetrisch.
Nachdem die neuen PLZ-Stempel im gesamten Bereich der Deutschen Bundespost verteilt waren, durften alte Poststempel (auch nachverwendete oder weiterverwendete Stempel) nicht mehr verwendet werden und wurden alle zurückgezogen.
Entfernen der 4stelligen PLZ bei Einführung der 5stelligenAuch bei der Einführung der 5stelligen PLZ am 1.7.93 wurden alle Stempel im Bundesgebiet gegen PLZ-5-Stempel ausgetauscht. An einigen Orten waren die neuen Stempel noch nicht verfügbar, so daß die PLZ-4-Stempel weiterbenutzt werden mußten. Von einigen Postämtern ist bekannt, daß aus den alten Stempeln die vierstellige PLZ entfernt wurde. Ob dies aufgrund einer Verfügung geschehen ist, konnten wir bisher nicht feststellen. Im Bereich des PA Esslingen 1 soll angeblich ein aptierter PLZ-4-Stempel verwendet worden sein, dieser Stempel hat aber bisher nicht vorgelegen. Es handelt sich angeblich um einen Maschinenstempel.Soweit bekannt, wurden in Esslingen ab dem 1.7.93 neue Stempeltrommeln für die beiden Stempelmaschinen verwendet. Denkbar wäre aber, daß eine dieser neuen Trommeln repariert werden mußte, und an ihrer Stelle eine der alten Trommeln eingesetzt wurde, nachdem man aus ihr die alte PLZ entfernt hatte.
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