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Stempelretusche

Wie wird aus einem Scan eine akzeptable Stempelabbildung erzeugt?

Wer schon einmal eine Abhandlung über Poststempel geschrieben hat kennt sicher das Problem geeignete Abbildungen von Poststempeln zu beschaffen oder sich selbst zu erstellen. Oft sind die Poststempel nur sehr schwach oder auf dunklen Marken abgeschlagen, eine sinnvolle Reproduktion ist dann fast unmöglich. Man kann lediglich versuchen mit Pergamentpapier und Tuschestift (oder einem weichen Bleistift) den Poststempel von einem Beleg abzupausen. Man braucht aber schon eine ruhige Hand und einiges an Übung, um ein akzeptables Ergebnis zu erzielen.

Im Zeitalter des Computers stehen uns Hilfsmittel zur Verfügung, die - mit etwas Übung - saubere Stempelabbildungen liefern können. Dies ist natürlich mit Arbeit verbunden, eine Portion Geduld gehört auch dazu, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Die Grafikdateien die hierbei entstehen, benötigen nur wenig Speicherplatz und können natürlich beliebig verwendet werden (Artikel, Web-Site, Mail, ...). Was Sie zusätzlich zu Ihrem PC benötigen ist ein Scanner sowie die Grafik-Programme Corel-Draw, Photoshop und PaintShopPro. Diese Programme sind in neuester Version zugegebenermaßen nicht gerade billig! Wir kommen aber mit älteren Versionen aus, die recht preisgünstig sind.
Ich arbeite an meinem PC beispielsweise mit Corel 6, Photoshop 6, und PaintShopPro 5. Insgesamt haben mich diese Programme (als Originale) ca. 75 Euro gekostet, das ist für den privaten Gebrauch erträglich. Wenn Sie schon über höhere Versionen dieser Programme verfügen, umso besser!

Jedes dieser Programme besitzt spezielle Funktionen, die wir für die Stempelretusche benötigen (leider gibt es bisher kein Grafik-Programm, das alle diese Funktionen vereint). Im Umgang mit diesen Grafik-Programmen müssen Sie bei weitem kein Spezialist sein, die wichtigsten Funktionen sollten Sie jedoch beherrschen.

Vorbereitung - Einscannen und Drehen der Stempel

Scannen
Der erste Schritt unserer Stempelreproduktion ist das Einscannen der Belege. Ich empfehle eine Auflösung von mindestens 300dpi, weniger sollte es auf gar keinen Fall sein. Machen Sie sich keine Gedanken über Lage und Position des Poststempels oder die Farbe des Briefpapiers oder der Briefmarken. Der gewählte Scan-Bereich muß nicht größer sein als der Poststempel selbst, wählen Sie aber bitte die höchste Wiedergabequalität "optimales Farbfoto" (je nach Scanner). Speichern Sie den gescannten Stempel als TIF-Datei.
Drehen
Zum Drehen des Stempels wird Photoshop verwendet (das geht am schnellsten).
  • Öffnen Sie die TIF-Datei in Photoshop (Datei -> Öffnen).
  • Wählen Sie aus dem Werkzeug-Menü das Lineal.
  • Setzen Sie das Lineal in das Bild (Klicken; Maus schieben; Klicken).
    Mit den beiden Kreuzen kann das Lineal geändert werden, durch Klicken und Ziehen auf dem Lineal kann dieses parallel verschoben werden. Ziel ist es, das Lineal an einer horizontalen Kante im Poststempel auszurichten. Bei modernen Poststempeln ist dies kein Problem, bei alten Poststempeln kann man sich beispielsweise an der Symmetrie der Beschriftung orientieren.
  • Wenn das Lineal richtig sitzt, wählen Sie die Funktion Bild -> Drehen -> per Eingabe.
    Der Drehwinkel ist bereits eingetragen, den haben wir durch die Lage des Lineals schon definiert. Nur noch Bestätigen, und das Bild wird gedreht. Der Stempel ist jetzt exakt ausgerichtet.
    Sollte dies nicht der Fall sein, kann man das Drehen durch Bearbeiten -> Rückgängig wieder ungeschehen machen. Einfach das Lineal neu platzieren und das Bild erneut Drehen.
  • Anschließend bitte die Datei abspeichern und schliessen.
Das Drehen der Poststempel ist sehr einfach, und geht recht zügig. Allerdings benötigt man schon ein bisschen Übung, die Stempel exakt auszurichten. Nach dem fünften Stempel klappt das aber meistens einwandfrei.

Und jetzt gehts ans Eingemachte: die Reproduktion des Poststempels. Hierfür gibt es sicher viele Möglichkeiten, ich werde zwei sehr effektive Verfahren vorstellen, die Sie beide sehr einfach erlernen können. Entscheiden Sie dann selbst, welches der beiden Verfahren Sie künftig anwenden. Ich möchte aber gleich betonen, daß beide Verfahren bestimmte Vor- und Nachteile haben, versuchen Sie sich bitte mit beiden Verfahren auseinanderzusetzen.

1. Möglichkeit - Schwellenwert

Photoshop bietet mit der Funtion "Schwellenwert" eine einfache Methode ein Bild auf zwei Farben (schwarz und weiß) zu reduzieren. Hellen Bildpunkten wird die Farbe weiß, dunklen Bildpunkten die Farbe schwarz zugewiesen. Der Wert dieser Schwelle läßt sich über einen Schieber einstellen. In Verbindung mit der Stempelretusche ist diese Funktion nur dann sinnvoll, wenn der Poststempel auf einem relativ hellen Hintergrund bzw. Briefmarke abgeschlagen ist. Dafür lassen sich brauchbare Ergebnisse sehr schnell erzielen.
  • Öffnen Sie das Bild in Photoshop über Datei -> Öffnen.
  • Wählen Sie die Funktion Bearbeiten -> Schwellenwert aus dem Menü.
  • Verschieben Sie im Schwellenwert-Fenster den Schieber (das kleine Dreieck) mit der Maus. Das Ergebnis wird sofort angezeigt.
  • Ist die richtige Einstellung gefunden, im Schwellenwert-Fenster auf "Bestätigen" Drücken.
  • Speichern Sie das Bild über Datei -> Speichern. Das wars.
Wie gesagt, diese Methode eignet sich nur bei Stempeln, die auf einem relativ hellen Hintergrund abgeschlagen sind. Man kann aber mit den drei Grundfarben rot, grün und blau etwas experimentieren, und für jede Grundfarbe den Schwellenwert separat einstellen, bis ein akzeptables Gesamtergebnis erzielt wurde.

Nachteil dieser Methode: der Stempel wird "so wie er ist" abgebildet, und könnte natürlich theoretisch als Vorlage für eine Stempelfälschung dienen. Bei seltenen Stempeln sollte man diese Methode also nicht anwenden.

2. Möglichkeit - Nachzeichnen der Stempel

Diese Methode ist etwas aufwändiger und erfordert ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl, dafür sind die Ergebnisse überzeugend! Diese Methode sollte man immer anwenden, wenn Stempelabbildungen in Publikationen verwendet werden sollen. Allerdings kommen wir mit nur einem Grafikprogramm nicht aus. Ich hatte ja schon erwähnt, daß keines der oben genannten Grafikprogramme alle benötigten Funktionen zur Verfügung stellt. Bei der jetzt vorgestellten Methode wird der Poststempel exakt nachgezeichnet. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Hintergrund hell oder dunkel ist. Im letzten Arbeitsschritt wird der nachgezeichnete Stempel freigestellt und dadurch von der Vorlage "abgetrennt" (s.u.). Aus Gründen der besseren Übersicht habe ich die einzelnen Arbeitsschritte getrennt nach Grafikprogramm beschrieben.
1. Arbeitsschritt: CorelDraw - Zeichnen der Umrisse
  • Importieren Sie das Bild über Datei -> Importieren (nicht Datei -> Öffnen!).
    Das Bild wird in der Mitte des Blattes angezeigt.
  • Vergrößern Sie die Darstellung auf dem Bildschirm (Zoom, Lupenfunktion).
  • Wählen Sie nun die Funktion (Objekt -> Einfügen -> Kreis).
    Mit den Objekteigenschaften kann die Größe des Kreises und die Stiftdicke angepasst werden. Zur Bestimmung der exakten Kreisgröße einfach den Original Stempelabschlag nachmessen. Für die Stiftdicke haben sich 0,3 mm bestens bewährt. Auf diese Weise lassen sich auch Ellipsen (z.B. für Postablagestempel) und Kreisabschnitte bzw. Kreissegmente (z.B. für Bahnstempel) erstellen. Für die Normstempel der Deutschen Reichspost und der Deutschen Bundespost wird man sich zweckmäßigerweise Vorlagen in Originalgröße erstellen. In einer CorelDraw-Datei gespeichert stehen diese Vorlagen immer zur Verfügung.
  • Positionieren Sie den erstellten Kreis so exakt wie möglich auf der Grafik, so daß der ursprüngliche Kreis vollständig verdeckt wird. Sollte die Größe des Kreises nicht ganz stimmen, können Sie diese jederzeit anpassen.
  • Wenn der Kreis exakt auf der Stempelabbildung sitzt, kann die Datei gespeichert werden.
    Bitte Beachten: in CorelDraw haben wir nun zwei unterschiedliche Elemente: die Importierte Grafik und den von uns gezeichneten Kreis. Damit beide Elemente gemeinsam gespeichert werden, müssen Sie beide Elemente Anwählen. Das geht ganz einfach, indem Sie zuerst auf den Pfeil klicken, und um beide Elemente herum einen sog. Fangrahmen ziehen. Nach dem Loslassen der Maustaste sind beide Elemente angewählt.
  • Nun im Datei-Menü die Funktion Exportieren auswählen, und das Ergebnis unserer Arbeit durch Drücken auf "OK" abspeichern.
2. Arbeitsschritt: PaintShopPro - Zeichnen der Beschriftung und kleiner Elemente
  • Öffnen Sie das Bild in PaintShopPro (Datei -> Öffnen). Vergrößern Sie das Bild auf dem Bildschirm (Zoom).
  • Wählen Sie nun im Werkzeugmenü die Linie aus (die Dicke der Linien können Sie bei "Brush Tip" einstellen, ich verwende 2 pt). Dieses Werkzeug eignet sich hervorragend um Linien zu zeichnen, damit werden wir die Beschriftungen, Zierstücke, Gitterstriche etc. nachzeichnen.
    Klicken Sie mit dem kleinen Kreuz auf den Anfang einer Linie. Bewegen Sie das kleine Kreuz zum Endpunkt der Linie und klicken Sie nochmals. Die erste Linie ist erstellt. Zeichnen Sie auf diese Weise alle "linearen" Teile des Stempels.
  • Nun müssen wir noch Bögen und geschwungene Buchstaben (wie z.B. das "S") nachzeichnen. Dazu wählen wir das Werkzeug "Freihand".
    Gezeichnet wird, solange Sie die Maustaste gedrückt halten. Ergänzen Sie nun die noch fehlenden Teile des Stempels.
  • Ist der Stempel komplett nachgezeichnet, Speichern Sie das Bild (Datei -> Speichern).
3. Arbeitsschritt: Photoshop - Freistellen des gezeichneten Stempels
Zum Freistellen des Stempels benutzen wir die Schwellenwert-Funktion in Photoshop (siehe 1. Möglichkeit - Schwellenwert).
  • Öffnen Sie das Bild in Photoshop über Datei -> Öffnen.
  • Wählen Sie die Funktion Bearbeiten -> Schwellenwert aus dem Menü.
  • Verschieben Sie im Schwellenwert-Fenster den Schieber (das kleine Dreieck) mit der Maus bis nur noch der Stempel zu sehen ist.
  • Im Schwellenwert-Fenster auf "Bestätigen" Drücken.
    Wie Sie sehen können, wird beim Freistellen die ursprünglich gescannte Vorlage komplett aus der Grafik ausgeblendet. Übrig bleibt nur der von uns nachgezeichnete Poststempel.
  • Speichern Sie das Bild über Datei -> Speichern als TIF-Datei.

Anwendung

Für welche der beiden Methoden man sich entscheidet, hängt natürlich auch von dem jeweiligen Stempel ab. Ein detailreicher Sonderstempel ist unmöglich nachzuzeichnen (gleiches gilt z.B. für Truppenstempel oder Werbefahnen). Dies würde viel zu viel Zeit in Anspuch nehmen. In diesen Fällen wird man die erste Methode anwenden.

Handelt es sich dagegen um einen einfachen Einkreisstempel oder einen Normstempel, kann man die zweite Methode anwenden und den Stempel nachzeichnen.

Noch ein Tip zum Speichern

Wählen Sie beim Speichern bitte einen "aussagekräftigen" Dateinamen. "Bild_001.tif" ist leider nichtssagend, besser wäre es, man könnte schon am Dateinamen erkennen, um welchen Stempel es sich handelt.
Beispiel: "73_4_c.tif" ist ein passender Name für einen Esslinger Poststempel (PLZ: 73), des Postamts 4 mit Unterscheidungsbuchstabe "c".
Bei alten Stempeln muß man allerdings etwas erfindungsreich sein, aber da wird Ihnen sicher etwas einfallen. Letztlich bleibt es Ihnen überlassen, welche Dateinamen Sie wählen.
Nach dem Speichern des Bildes ist die Stempelretusche fertig.

Nur Mut!

Sie werden sicher schon gemerkt haben, ganz so einfach, wie Sie sich das vielleicht vorgestellt haben, ist das Nachzeichnen der Poststempel nicht. Aber ich kann Sie beruhigen: je öfter Sie diese Methode anwenden, umso mehr Übung werden Sie erhalten. Die Bearbeitungszeit eines Stempels wird immer kürzer, bis Sie nur noch wenige Minuten brauchen, um einen Stempel nachzuzeichnen. Probieren Sie es einfach aus!
Nachteil dieser Methode: Übung macht den Meister! So schön die Ergebnisse auch sein mögen, diese Methode muß regelrecht "erlernt" werden - da führt kein Weg dran vorbei!
Lassen Sie sich nicht entmutigen, auch ich mußte mich einige Zeit quälen, bis ich mit den Ergebnissen wirklich zufrieden sein konnte.

Ein Beispiel:

Anhand des folgenden Stempels zeige ich das komplette Nachzeichnen eines Poststempels. Zunächst benötigen wir eine Kopie des Bildes mit der wir etwas experimentieren können. Im Originalbild werden wir den Stempel nachzeichnen.

Als erstes sollen die beiden Kreise des Stempels nachgezeichnet werden. Damit die Kreise auch richtig platziert werden können, müssen wir den Mittelpunkt des Stempels ermitteln. Hierzu öffnen wir die Kopie in PSP und zeichnen 2 Hilfslinien, wie unten gezeigt:

Die Farbe der Linien ist egal, der Schnittpunkt der beiden Linien ist unser Stempelmittelpunkt um den herum die Kreise gezeichnet werden sollen. Wir notieren uns die Koordinaten, in diesem Fall 179 und 247. Ob es sich wirklich um den Mittelpunkt handelt, werden wir sehen, wenn wir einen der Kreise einzeichnen. Wie man leicht erkennen kann stimmt der Mittelpunkt nicht exakt. Er muß etwas weiter links und etwas nach unten verschoben werden.

Wir korrigieren die Koordinaten und nehmen als neuen Mittelpunkt 177, 248. Jetzt passt der innere Kreis exakt auf die Vorlage.

Jetzt öffnen wir das Originalbild und zeichnen die beiden Stempelkreise. Für die Dicke der Linien habe ich 4 Punkt gewählt, Farbe schwarz. Sollten die Kreise doch nicht ganz exakt passen, muß der Mittelpunkt um ein paar Pixel verschoben werden. PSP hat zum Glück eine Undo-Funktion, sollte mal ein Fehler passiert sein, kann dieser wieder rückgängig gemacht werden.

Jetzt zeichnen wir die beiden waagrechten Stege ein. Liniendicke wieder 4 Pixel. Setzen Sie hierzu das Fadenkreuz in den gedachten Mittelpunkt zwischen Steg und Kreisbogen.

Nun folgt das nachzeichnen aller Teile der Beschriftung, die aus Linien bestehen, also Buchstaben wie "E" oder "A", oder Teile davon. Liniendicke 3.

Jetzt werden die fehlenden Bögen eingezeichnet. Sie können versuchen, die Bögen von Hand zu zeichnen, dazu gehört aber einiges an Erfahrung. Einfacher und im Ergebnis ebenfalls akzeptabel geht es, indem Sie die fehlenden Bögen "zusammenpixeln". Setzen Sie hierzu den Pinsel exakt in die Mitte eines noch unbemalten Bogenteils und klicken Sie mit der Maustaste einmal. Nun hangeln Sie sich entlang der Linie, und setzen einzelne Farbpunkte, bis der Bogen komplett ist. Wiederholen Sie das mit allen Bögen, die noch nicht nachgezeichnet sind. Dieser Bearbeitunsgschritt erfordert etwas Übung, zur Not reduzieren Sie die Liniendicke auf 2, dann geht es etwas besser, dauert dafür auch etwas länger.

Der Stempel ist nun nachgezeichnet, es fehlen nur noch die Wellenlinien. Diese zeichnen wir stückweise mit dem Linienwerkzeug, wie vorher die Buchstaben. Liniendicke 6.

Der komplette Stempel ist nun nachgezeichnet. Öffnen Sie nun das gespeicherte Bild in Photoshop. Über die Schwellwertfunktion trennen wir nun den von uns gezeichneten Stempel vom Rest des Bildes.

Anschließend öffnen wir die Datei nochmals in PSP und korrigieren die Zeichnung (falls nötig). Fertig!

Für diesen Stempel habe ich knapp 20 Minuten benötigt. Anschließend habe ich das Bild als jpg-Datei gespeichert und passend verkleinert.

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© 2007 Thomas Lauterbach